Urban Watercolor Guide

Im Gegensatz zum Loose Watercolor leben urbane Motive von Details und der Anwendung vieler verschiedener Techniken. Zu wissen welche Technik wann am besten einzusetzen ist und in welcher Reihenfolge es sinnvoll ist ein Motiv zu malen kann manchmal auch herausfordernd sein. Aber einmal verstanden, welche Schritte dich von der Skizze bis zum fertigen Motiv bringen, ist das Malen kein Hexenwerk mehr.  

Welche Pinsel eignen sich für urbane Motive? 

Der absolute Allrounder für urbane Motive ist der Rundpinsel, dabei ist es weniger entscheidend, dass du viele verschiedene Größen besitzt. Da sich mit einem Pinsel in der Größe 6 ähnlich dünne Linien malen lassen, wie mit einem Pinsel zwei Größen kleiner, reichen ein paar wenige ausgewählte Pinsel völlig aus. Für die meisten Flächen ist ein Rundpinsel in der Größe 5 oder 6 perfekt geeignet und um deine Motive mit kleinen Details zu schmücken ist ein Pinsel in der Größe 0 oder 00 sehr sinnvoll. Je nachdem wie groß oder klein du gerne malst, eignet sich auch ein Pinsel in der Größe 11 oder 12 für größere Flächen.  

Für Hintergründe bietet sich der French Aqua an, ein Verwaschpinsel mit französischer Bindung. Da er sehr viel Wasser und Farbe speichern kann, lässt sich wunderbar abstrakt und loose malen. 

Auch Flachpinsel finden im Urban Watercolour Verwendung. Kleine Größen eignen sich sehr gut um Details und Muster zu ergänzen, wie beispielsweise Backsteine oder Zaunpfähle. Daher rundet ein Flachpinsel in der Größe 4 deine Urban Watercolour Pinselsammlung wunderbar ab. 

Welche Techniken machen bei Urban Watercolor Sinn? 

Beim Malen von Häusern sind sowohl deiner Kreativität, als auch der Anwendung verschiedenster Techniken keine Grenzen gesetzt. Generell gibt es keine Technik für ein bestimmtes Motiv. So kann der Verwaschpinsel  beispielsweise nicht nur für den Hintergrund gut geeignet sein, er kann auch der Pinsel sein, mit welchem alle Elemente des Bildes gemalt werden. Es ergeben sich also unzählige Möglichkeiten und es ist jedem selbst überlassen, welche Technik und welcher Pinsel für welche Fläche eingesetzt wird. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen folgenden Techniken: 

Lavieren 

Beim Lavieren ist es wichtig ein Stück Kontrolle abzugeben und dem Zufall freien Lauf zu lassen, da die die Farben im nassen Zustand bearbeitet werden und gewissermaßen ein Eigenleben entwickeln. So können die interessantesten Effekte entstehen. Eine Möglichkeit ist es Nass-in-nass zu arbeiten. Dafür wird zunächst das Papier mit einem großen Flach- oder Verwaschpinsel nur mit Wasser angefeuchtet. Anschließend kommt die Farbe ins Spiel. Das nasse Papier lässt die Farbe dann verschwimmen und ineinanderlaufen. Solange das Papier noch nass ist, kann immer wieder neue Farbe aufgetragen und intensiviert, aber auch wieder weggenommen werden. Eine andere Möglichkeit ist die Farbe durch das Zufügen von Wasser immer weiter zu bewegen um so einen gleichmäßigen Verlauf zu erzielen. Hier wird beispielsweise für den Hintergrund am Papierrand mit viel Pigment am Pinsel ein Strich gemalt und anschließend nur mit Wasser Strich für Strich nach unten gezogen. Mit diesen zwei verschiedenen Möglichkeiten lassen sich wunderbar Hintergründe malen, die deinem Bild seine Grundstruktur geben.  

Lasieren 

Beim Lasieren geht es um das Übereinanderlegen von Farbschichten. Dabei wird nasse Farbe auf trockenes Papier aufgetragen. Die Farbe wird dabei mit so viel Wasser verdünnt, dass durch die einzelnen Schichten die darunterliegenden durchscheinen. Neue Farbe wird bei der Technik immer erst aufgetragen, nachdem die vorige vollständig getrocknet ist. Dadurch vermischen sich die einzelnen Schichten nicht und es ergibt sich mehr Kontrolle über die Farbe, als bei den Nass-in-Nass Techniken. Die Technik ermöglicht sehr präzises malen, durch Kanten, Konturen und Schatten heben sich die Flächen voneinander ab. 

Die goldene Regel in der Aquarellmalerei ist immer von hell nach dunkel zu malen. Starte deine erste Schicht mit mehr Wasser als Pigment und werde erst nach und nach dunkler.  

Granulieren 

Ähnlich wie die Lasur malt man bei dieser Technik auf trockenem Papier. Der Pinsel sollte dabei allerdings nicht in Farbe getränkt, sondern möglichst trocken sein. Mit dieser Technik lassen sich ganz bestimmte Strukturen und Effekte erzielen. Am besten eignen sich runde, etwas härtere Pinsel. Zunächst nimmt man etwas Farbe auf und streicht den Pinsel an einem Tuch ab. Anschließend fährt man sanft und mit ganz wenig Druck über das Papier. Der Pinsel sollte dabei möglichst flach gehalten werden. Dadurch gelangt nur Farbe an die höchsten Stellen des Papieres und es entsteht eine interessante Textur. Die Technik funktioniert am besten bei der Verwendung von sehr rauem, kalt gepresstem Papier. Da kommt die Struktur am stärksten zum Vorschein.  

Welche Tricks sind für Anfänger hilfreich? 

Vielen, die mit dem Malen von urbanen Motiven anfangen möchten, steht ihre eigene Perfektion im Weg. Die Angst, dass es nicht perfekt wird, lässt einen manchmal gar nicht erst beginnen. Aber wie in so vielen Dingen im Leben macht auch hier Übung den Meister. Wenn du es schaffst deine Perfektion hinter dir zu lassen, findest du deinen ganz eigenen Stil.  

Die Welt sprüht nur so von Inspiration, geh nach draußen und fange an die Welt mit dem Auge eines Künstlers zu betrachten. Ob im Dorf oder in der Stadt, es gibt immer etwas, das einen persönlich inspiriert. In solchen Momenten halte sie einfach fest, ob mit deiner Smartphone Kamera oder in einem Notizbuch. Du wirst dir selbst dankbar sein, wenn du wieder malen möchtest, dir aber in diesem Moment nichts einfällt. Der Vorteil der eigenen Ideen ist außerdem die Einzigartigkeit, die dein Kunstwerk am Ende hat. 

Fotovorlagen sind ein toller Weg sich von der Perfektion ein bisschen zu lösen. Außerdem befreit es auch etwas vom Vergleichen mit anderen Künstlern. Nimmst du Aquarellbilder von anderen Künstlern als Vorlage, kann das manchmal ganz schön frustrieren, wenn das eigene Bild am Ende nicht so aussieht, wie die Vorlage. In dem du Fotos oder eigene Ideen malst, versuchst du in dem Moment nicht den Stil eines anderen nachzuahmen, sondern kannst das Motiv in deinem eigenen Stil umsetzen.  

Es muss auch nicht zwingend zum Anfang direkt eine ganze Häuserlandschaft entstehen, suche dir doch einzelne Fenster oder Häuserfassaden und versuche diese zu malen in all seinen Strukturen und Details. Klein anfangen und immer größer werden.  

Zum Anfangen fehlt manchmal auch schlicht und einfach etwas Motivation. Da können dir vielleicht Tutorials weiterhelfen: Künstler, die mit dir zusammen anfangen und nebenbei erzählen und erklären.  

das perfekte pinselset für urban watercolor

Für urbane Aquarell-Illustrationen, wie z.B. kleine Häuschen, hat Isabella @_paperieur_ das perfekte Pinselset aus vier hochwertigen KUM Faded Pinseln zusammengestellt.

Für einen schnellen und einfachen Einstieg in das Urban Watercolor beinhaltet das Set vier digitale Motivvorlagen von Isabella zum Downloaden. Diese können ganz einfach auf das Aquarellpapier übertragen werden.

Einfach die Vorlagen herunterladen und sofort loslegen!

Wie malt man Schritt für Schritt sein Urban Watercolor Motiv?

Der Aufbau erfolgt einerseits nach der Regel von hell nach dunkel, andererseits geht es auch darum von grob nach fein zu malen. Folgende sechs Schritte geben dir eine Orientierung, wie du von deiner Skizze zum fertigen urbanen Motiv gelangst.  

Fertige dir eine grobe Skizze auf einem Schmierblatt an.

Das wird dir helfen die Elemente auf dein Bild aufzuteilen und ihre ungefähren Proportionen darzustellen.  

Übertrage die Skizze etwas detaillierter auf dein Aquarellpapier.  


Anfangs kann es helfen ein Raster vorzuzeichnen und sich daran zu orientieren. Mit der Zeit bekommst du ganz von allein mehr Gefühl für die richtigen Proportionen. Es hilft sich an dem Element, welches im Mittelpunkt des Bildes steht, zu orientieren und den Rest anschließend drum herum zu ergänzen. Um deinem Bild mehr Dynamik zu verleihen, verzichte auf das Lineal. Freihändig gezeichnete Linien geben deinen Motiven Schwung und viel mehr Ausdruck. Verwende für deine Skizze einen möglichst harten Bleistift und versuche so wenig wie möglich Druck auf deinen Bleistift zu geben. Aquarellpapier ist sehr sensibel und Radieren kann schnell die Oberfläche beschädigen, daher achte darauf einen feinen Radiergummi zu verwenden. Eine gute Skizze benötigt zwar etwas Übung und Zeit, wird dir aber für die nächsten Schritte die perfekte Grundlage darstellen. 

Grundiere deinen Hintergrund.  


Falls du klare Ränder bevorzugst, aber nicht das ganze Bild bis zum Rand bemalen möchtest, kannst du dir mit Masking Tape die Größe deines Bildes ganz einfach vorher abkleben. Mit Hilfe der oben beschriebenen Lavur-Technik gibst du dann deinem Bild die erste Struktur. Aber Vorsicht mit der Farbe, taste dich langsam an mehr Pigment heran. Es ist einfacher nach und nach mehr Farbe auf dein Papier zu bringen, als Farbe wieder wegzunehmen.  

Große und kleine Flächen malen. 


Wenn dein Hintergrund vollständig getrocknet ist, kannst du anfangen zuerst die größeren, dann die kleinen Flächen zu malen. Mit Hilfe der Lasur-Technik kommst du deinem Motiv so Schritt für Schritt näher. 

Ergänze die Details. 


Die nackten Flächen bekommen jetzt Strukturen und Muster und verleihen deinem Bild Ausdruck, eine Stimmung und Leben. Urbane Motive leben von Details. 

Setze auch Schatten. 


Indem deinem Motiv Schatten hinzugefügt werden, entstehen Kontraste und es wirkt dreidimensional. Schatten stellst du durch einen fast transparenten Grauton mit der Lavur-Technik am besten dar. Mische dein Pigment mit viel Wasser, damit die Strukturen und Elemente deines Bildes nicht überdeckt werden. Überlege dir zuvor, wo sich deine Lichtquelle befindet und orientiere dich dann an ihr.  

      Immer wieder stellen wir Künstler:innen unseren Instagramkanal @kumgermany zur Verfügung, um einen Einblick in Ihre Kunst zu erhalten.

      Sie zeigen und erklären live, was sie am liebsten malen, welche Materialien sie verwenden und welche Techniken sie anwenden. 

      Süßes kleines Café mit Isabella – @_paperieur_

      ©Isabella Stollwerk – @_paperieur_

      Kleiner Pflanzenladen mit Lena @pinsel.yoga 

      ©Lena Ullmann – @pinsel.yoga

      Urbane Straßenszene mit Lena @pinsel.yoga  

      Urban Watercolour ganz praktisch: Lena malt eine urbane Szene und erklärt Schritt für Schritt wie sie dabei vorgeht. Für diese Illustration verwendet sie 100% Baumwollpapier, drei Buntstifte für Details und Strukturen, verschiedene erdige und herbstliche Aquarellfarben und KUM Faded Pinsel. Während des Tutorials gibt sie Insights zu den Pinseln und erklärt welche Pinsel sich besonders gut für welche Bereiche in der Illustration eignen.  

      ©Lena Ullmann – @pinsel.yoga

      Wie funktioniert’s? 

      Die Motivvorlage hat Lena mit einem wasserlöslichen Bleistift gemacht, es eignen sich aber Aquarellbuntstifte super zum Vorzeichnen. Auch mit einem normalen Bleistift kann man die Motivvorlage auf das Aquarellpapier übertragen, um später aber zu vermeiden, dass man die Vorzeichnung noch sieht, sollte man diese heller radieren.  

      Scooter mit Carlotta @lottelettart

      ©Carlotta Söhner – @lottelettart

      KUM Wohnzimmer mit Kerstin @kerafein

      ©Kerstin Rackerseder – @kerafein

      Brush Sketching mit Julian @juro_13

      Warum nicht einfach mal den Gegenstand malen, mit dem man malt? Julian hat sich den Memory Point als Vorlage genommen und im Livestream gezeigt wie er vorgeht.  

      Wie funktioniert’s? 

      Eine Skizze muss nicht immer mit einem Bleistift gemacht werden, es kann auch direkt mit einem Fineliner begonnen werden. Für mehr Dynamik und Leben im Bild malt Julian gerne freier und expressionistischer. Um sicherzustellen, dass die weißen Stellen der Lichtreflexe auf dem Pinsel weiß bleiben, benutzt er einen Masking Marker und fängt anschließend an mit der Aquarellfarbe zu arbeiten. Mit dem schrägen Memory Point malt er jetzt Schicht für Schicht mehr Kontur in den Pinsel. Für den Schatten überlegt Julian vorher, wo der Pinsel am Untergrund aufliegt und wo nicht. Dementsprechend platziert er den Schatten näher oder weiter weg vom Pinsel, um einen Vorder- und einen Hintergrund zu schaffen. Die Konturen vom Pinsel und seinem Schatten arbeitet er mit Schichten immer weiter aus. Für harte, dünne Kanten benutzt er den Memory Point Rundpinsel in der Größe 2 und den Liner in der Größe 0.  

      Die Aufschrift auf dem Memory Point hat er mit einem Fineliner geschrieben und vorher mit Bleistift vorskizziert. Zuletzt hat Julian die Farben um den Pinsel gemalt. Mit einem French Aqua, der viel Wasser und Farbe speichern kann, hat er die Farben nach und nach auf das Aquarellpapier getupft.